Wegen globaler Erwärmung: Anzahl extremer Kälteeinbrüche wird steigen
Von Arne Plica | 14.April 2013
Wir haben es geschafft. Der „Marathonwinter 2012/2013“ liegt (höchstwahrscheinlich) hinter uns. Vorbei ist es mit unvermittelt eintretenden Schneeschauern und frostigen Tiefsttemperaturen. Bis Ostern haben diese Wetterverhältnisse unser Nervenkostüm arg strapaziert und im Nachhinein stellt sich natürlich die Frage, ob kommende Winter die Tradition des vergangenen fortführen werden. Insbesondere vor dem Hintergrund der vielzitierten globalen Erwärmung sollten solche meteorologischen Extreme doch eigentlich gar nicht vorkommen dürfen, oder nicht?
Nun, schaut man sich die Daten des letzten Winters auf dem Papier an, fällt auf, dass er keineswegs in allen Punkten extrem gewesen ist. Zwar hat er ziemlich lange gedauert, aber verglichen mit früheren Wintern keine Kälterekorde aufgestellt. In der Tat sind die Durchschnittstemperaturen der Wintermonate in den vergangenen Jahrzehnten im Mittel klar gestiegen, wie Experten vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zu berichten wissen. Dementsprechend sind die Folgen der globalen Erwärmung also auf lange Sicht auch in Deutschland eindeutig erkennbar. Kurzfristig kann es hingegen immer wieder zu extremen Abweichungen von diesem Trend kommen, wie zuletzt im vergangenen März, dem kältesten seit 130 Jahren.
Solche Kälteeinbrüche beruhen auf der Eisschmelze in der Arktis, die sich in den vergangenen Jahren intensiviert hat. Nach Angaben des US-Datenzentrums für Eis und Schnee (NSIDC) war die Eisfläche um den Nordpol Ende 2012 so klein, wie nie zuvor seit Beginn der Messungen via Satellit vor 33 Jahren. Der Rückgang des Eises beeinflusst nach Ansicht von Meteorologen Luftströmungen und unterstützt die Entstehung von Hochdrucksystemen über Skandinavien. Als Folge bildet sich eine Schneise, durch die kalter Wind nach Mitteleuropa strömen kann.
Unterstützt wird dieses Phänomen laut Aussage von Wetterforschern des Hamburger Max-Planck-Institutes für Meteorologie durch die Abschwächung des Jetstreams, einem kreisförmigen Windband, das durch Temperaturunterschiede zwischen Polarregion und südlicheren Gefilden angetrieben wird. Eben diese Temperaturunterschiede nehmen nun jedoch ab und führen dazu, dass der Isolationsmechanismus des Jetstreams nicht mehr einwandfrei funktioniert und der Austausch von Luftmassen begünstigt wird.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse, überrascht es nicht weiter, dass Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) bereits 2010 eine Verdreifachung der Anzahl extremer Wintereinbrüche in Europa und Nordasien vorhergesagt haben. Paradox ist nur, dass gerade die globale Erwärmung dafür verantwortlich sein soll, dass wir in zukünftigen Wintern mit extremen Kälteeinbrüchen fertig werden müssen. Die Annahme, dass steigende Temperaturen grundsätzlich zu milderen Wintern führen, ist allerdings auf Basis des aktuellen Forschungsstandes offensichtlich nicht mehr tragbar.
Ihr Walter Schmeißer
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